Es gab das ganze Jahr 2004 über viele Gerüchte bezüglich des nächsten 2Pac Soloalbums. Zuerst lange Zeit als "Ghetto Gospel" bezeichnet war nur bekannt, dass das Album ausschließlich aus Songs vor 2Pacs Death Row Zeit bestehen wird. Konkrete Informationen zu dem Album gab es erst wenige Wochen vor der Veröffentlichung und wenn es nach der Meinung vieler Fans geht, hätten diese kaum schlimmer ausfallen können. So wurde bekannt, dass Eminem das gesamte Album produzieren wird, nach dem er schon beim "Resurrection" Soundtrack für drei der vier neuen Beats verantwortlich war. Es ist nicht zu leugnen, dass sich einige Fans - wenn man denn schon ein ganzes Album einem Produzenten überlässt - einen erfahrenen Producer, der zudem eine wirkliche Verbindung zu Tupac hatte, für "Loyal To The Game" gewünscht hätten. Aber Amaru/Interscopes Entscheidung stand und ich will das Problem, mit dem ich mich hier bereits ausführlich beschäftigt habe, hier nicht weiter erörtern. Sofern es denn überhaupt ein Problem ist, was das folgende Review zeigen soll.
Track 1: Soldier Like Me (aka Return of the
Soulja) feat.
Eminem (3:50)
Wie schon auf "Resurrection"
nutzt Eminem hier einen Tupac Interviewclip als Intro und lässt Tupac zu dem
noch durch cleveres Zusammenschneiden "2005" sagen... Entgegen den
Vermutungen, die der Titel nahe legt, rappt 2Pac hier nicht als Souljah mit
verlangsamter Stimme, sondern in normalen Tempo über den unscheinbaren Beat.
Dabei beschreibt er einen Hinterhalt, in dem die Cops das Ziel von ihm und
seinen Leuten sind. Leider wirkt nur die erste Strophe wirklich ausgearbeitet
und komplett, während Strophe Nummer zwei extrem kurz gehalten ist und einen
sehr gerushten Eindruck hinterlässt. Trotzdem wäre der Song ganz gut, wenn da
nicht Eminems schrecklicher Chorus wäre, der in Ohren weh tut und nun
wirklich überhaupt nicht zum Song passt. Abgesehen vom Chorus und der sich
bereits andeutenden Tendenz zum verfälschen Tupacs Lyrics ("2005") dennoch ein
ganz akzeptabler Start für das Album; vorausgesetzt man hat seine Erwartungen
schon genügend zurückgeschraubt.
Smoke risin' from the barrel of my shotty, I finally got revenge now count
the bodies
Twenty cops, one for every year in jail, tryin' to keep a nigga down but you
failed
Before I let you take me, I told cha, fuck bein' strapped, I'm a Soulja ~
2Pac
5,5/10
Track 2: The Uppercut
feat.
Edi & Young Noble (3:50)
Produced by
Eminem
Und wieder ein Interview Clip, welcher zum Intro umfunktioniert wurde.
Daraufhin setzt ein minimalistisch, aber durchaus cooler Beat ein, der eine
bedrohliche Atmosphäre vermittelt, was soweit schon mal nichts Schlechtes ist.
Allerdings passt er nicht wirklich zu 2Pacs Rap Style, was vor allem bei 'Pacs
typischen Langziehen der Worte am Zeilenende deutlich wird. Soweit wie möglich
ausgeglichen wird das von dem kleinen, aber feinen Chorus und der Young Noble /
Edi Strophe, die beweist, dass den Outlawz mit Eminems Beats wohl deutlich mehr
geholfen wäre als 2Pac. Dennoch muss man festhalten, dass die beiden Outlawz
hier eigentlich nichts zu suchen haben, denn im Original ist Stretch auf dem
Song zu hören, wie man den Album Credits entnehmen kann. Und ohne den Outlawz zu
nahe treten zu wollen: Sie können in keinster Weise eine Pac/Stretch Combo auch
nur ansatzweise ersetzen. Trotzdem ein noch ordentlicher Song.
I done lost too many homies to me ever forget
I done made so many mistakes but still I don't regret them
I'm a product of the pimp, the pusher and the reverent
I'm a product of the block, the fiends and the felons
We all lost souls tryin' to find our way to heaven
~ Edi & Young Noble
6/10
Track 3: Out On Bail (3:54)
Produced by Eminem
Erster Song des Albums, dessen Originalversion bereits den Fans bekannt sein
dürfte, da der Song im letzten Jahr als Liveauftritt auf der "Best Of Source
Awards" DVD veröffentlicht wurde. Als erstes fällt negativ auf, dass Eminem
Tupacs Worte so zuschnitt, dass dieser nun sagt "Drop that shit, 'Em" - so viel
also zur Authenzität. Der catchige Originalbeat wurde durch einen langweiligen,
mechanischen Beat ersetzt, der zu dem mit einer Flöte ein sehr unpassendes
Element enthält. Tupacs sehr unterhaltsame und beweilen auch lustig anmaßende
Schilderung der Ereignisse im Gefängnis werden hier in keinster Weise richtig
repräsentiert durch den Beat. Da kann auch der Chorus, der im Original belassen
wurde, nichts mehr retten.
I can't sleep, they takin' polaroids
And I'm tryin' to use the phone but they makin' noise
Man, I wish I had my glock cause it's major
I'm makin' shakes out the plastic and razors
These motherfuckers won't leave me alone, that's my word
'bout to turn the violation into a motherfuckin' murder
~ 2Pac
3,5/10
Track 4: Ghetto Gospel
(3:58)
Produced by
Eminem
Jetzt wird es richtig schlimm. Und dies nicht etwa wegen des Elton John
Samples (aus "Indian Sunset" zusammengesetzt Halbsätze) im Chorus oder aufgrund
des Beats - beides würde klar gehen. Das Problem hier sind 2Pacs Raps. Eminem
hat es geschafft 2Pacs Vocals so zu bearbeitet, dass man 2Pac quasi nicht mehr
wiedererkennt. Die im Original schnellen Raps wurden ganz wesentlich
verlangsamt, was zur Folge hat, dass sich Tupac und nicht mehr wie Tupac,
sondern eher wie einer der Chipmunks anhört. Dazu kommt noch, dass sich Eminem
mal die kreative Freiheit heraus nahm und den eigentlich vier Strophen
umfassenden Song auf 2 Strophen, aus denen er dann auch noch das ein oder andere
Wort und mal ganze Zeilen herausnahm, zusammenschnitt. Tupacs sozialkritischer
Hilferuf wurde auf eine Art und Weise verstümmelt, wie es vorher noch bei keinem
tiefgängigen 2Pac Song der Fall war. Eine furchtbare Verschwendung eines
großartigen Songs. Wie kann das hier bitte noch als einen 2Pac Song bezeichnen?
Everyone's ashamed of their youth 'cause the truth look strange
And for me it's reverse
We left them a world that's cursed and it hurts
'cause any day they'll push the button
And all come in like Malcom X and Bobby Hutton died for nothin ~
2Pac
1/10
Track 5: Black Cotton
feat. Kastro, Young Noble & Eminem
(5:03)
Produced by
Eminem
Der nächste etwas tiefer
gehende Song; dieses mal aus der "Strictly
For My N.I.G.G.A.Z." Ära, also wohl etwas später als "Ghetto Gospel".
Der Beat ist ein typisch nichtsaussagender Eminem Beat und demnach deutlich zu
wenig für einen Song, der in die Richtung eines "Holler If Ya Hear Me" geht,
auch wenn er zugegebenermaßen nicht so kraftvoll wie der "Strictly
For My N.I.G.G.A.Z." Song ist. Dennoch bleibt Tupacs der Verzweiflung
naher Aufruf zum Zusammenhalt der Community unter Wert geschlagen in dieser
Version, da weder der Beat, die zwei Outlawz Strophen (Young Nobles Verse aber
eher als Kastros sehr kurzer) und erst recht nicht der wiederum extrem nervige
Chorus Eminems der 'Pac Strophe gerecht werden. Zu dem ist der Song mit 5
Minuten noch viel zu lang geraten, da die eine 2Pac und die zwei Outlawz
Strophen zu schnell gerappt sind und erschreckend viel Zeit für Eminems Chorus
und das unmotiviert wirkende Instrumental Outro mit dahingeklatschter E-Gitarre
verbleibt.
One homie, two homies, three homies, poff!
We used to have troops but now there's no more youth to shoot
God come save the mess we gotten
Lost ghetto souls of Black Cotton
~ 2Pac
4/10
Track 6: Loyal To The Game
feat.
G-Unit (3:23)
Produced by Eminem
Wer erinnert sich nicht an das schöne Original mit Riddler und Treach,
veröffentlicht als B-Seite der "Regulate" Single des "Above The Rim"
Soundtracks? Guess what - alles weg. Um "Ghetto Gospel" auszugleichen, oder
sowas in der Art, hat sich Em wohl gedacht "mach ich Tupacs Vocals mal erheblich
schneller" und so hat man hier das Gefühl einen auf Kokain und Ecstasy rappenden
2Pac zu hören. Dass der Rest des Songs,
sprich die Strophen von Young Buck und Lloyd Banks und der Chorus von 50 Cent,
gut zum Beat passen vermag da nicht mehr viel zu retten, wenn der eigentliche
Interpret des Titels nur so als lästiges Beiwerk angesehen wird. Um dem Nonsens
die Krone aufzusetzen hat Eminem auch noch die Worte "G-Unit", "Fifty", "Banks"
und "Buck" aus allen möglichen 2Pac Songs zusammengeschnitten und hier ins Outro
gesetzt um vorzugeben 2Pac würde der G-Unit Shout-Outs geben. Noch Fragen?
The first to pull a strap
when there is drama, busta you ain't heard
I been slicin' motherfuckers since I lost my momma
There ain't no cop that can stop me
My posse is cocked and they don't quit until they droppin' me
I'm Loyal To The Game
~ 2Pac
1/10
Track 7: Thugs Get Lonely Too
feat.
Nate Dogg (4:48)
Produced by
Eminem
Die Leadsingle kommt mit "In Da Club Light Version" Beat und -
Überraschung - verlangsamten 2Pac Vocals daher. Der Song, im Original ein
catchiger Halblovesong ohne großen Tiefgang, wirkt mit den langsamen Leadvocals
sehr schwerfällig und unpassend emotional, was weder auf die Lyrics noch den
Beat passt. Das einzig wirklich Gelungene ist Nate Doggs Chorus, der zum
Mitsingen verleitet und sich leicht zum Ohrwurm entwickeln kann.
See, it ain't easy bein' me
Life as a celebrity is less than heavenly
I got these fakes and these backstabbers chasin' me around and it's always drama
Whenever I wanna get around, momma told me long before I ever came up
Gotta be true to what you do and keep your game up
~ 2Pac
4/10
Track 8: N.I.G.G.A. (Never Ignorant About
Getting Goals Accomplished)
feat.
Jadakiss
(3:02)
Produced by
Eminem
Wer hier aufgrund des Untertitels einen tiefgängigen, politischen Song
erwartet wird enttäuscht sein. Von 2Pac kommt eine Standard early-mid 90s
Thug-Strophe, die erst in der letzten Zeile eine Verbindung zum Songtitel mit
einem simplen "They can shoot one man, but nothin's gonna stop the plan of true
niggaz" herstellt. Jadakiss, der selbstverständlich in den Song gemixt wurde,
haut zu Beginn gleich mal eine coole Punchline raus, vermeidet es ansonsten aber
auch dem Song eine bestimmte Richtung zu geben. Der Beat dümpelt die gesamte
Spielzeit im Nirwana herum und macht nun wirklich durch absolut gar nichts auf
sich aufmerksam. Typischer Mixtape Track und Album unwürdig.
My dimes make the fiends go to sleep, so they call 'em bed rocks
Niggaz is like photographers, all they take is headshots
Your last words'll be "damn what's all these red dots?"
~ Jadakiss
2,5/10
Track 9: Who Do You Love (3:28)
Produced by
Eminem
Wieder eine sehr unspirierte Production mit mechanischem Flair. Der Beat
ist so bedeutungslos, dass er jederzeit problemlos mit z.B. Eminems "Out On
Bail" Beat ausgetauscht werden könnte. Demnach ist natürlich auch wieder nichts
mehr vor der smoothen Originalstimmung übrig geblieben und dass man nun auch
schon Stretchs Verse einfach ohne Ersatz herausgenommen hat ist für mich nicht
nachvollziehbar. Noch weniger will mir in den Kopf wie man sich auch nur im
Entferntesten vorstellen kann, dass ein derartiger Beat passend für einen Playa
Song ist. Nicht mehr als ein sehr unpassender Remix.
Since she played you for your money but this shit was cool
Guess it's true, niggaz be bitches too
You can't see as she worked you, all up in the skirt
Now you lookin' like jerk 'cause she hurt you
~ 2Pac
3/10
Track 10: A Crooked Nigga Too (2:55)
Produced by
Eminem
Hat nicht mal jemand Eminem gesagt, dass ein Drumset sehr wichtig für einen Rap
Song ist und man sowas wie eine Bassline vielleicht auch gebrauchen könnte?
Der hektische Beat ist jedenfalls ein Witz, und zwar ein sehr schlechter.
Außerdem hat Eminem 2Pac dieses Mal zensiert und "blame the jew" einfach
herausgeschnitten. Generell wurde an den Lyrics wieder extrem herumgebastelt.
Tupacs Vocals wurden wieder mal dem Beat angepasst und nicht umgekehrt, was dazu
führt, dass wir ein zweites "Loyal To The Game" mit sehr auffällig
beschleunigter Tonspur erleben. Wenigstens verringert das die Spielzeit und nach
weniger als drei Minuten sind wir mit dem Song durch...
Time to wake the niggaz from South Central, Oakland, Brooklyn and Harlem
And we ain't shootin' at each other, that's the motherfuckin' brother, so they
do run for cover
And other bitches from the Klan, come feel the wrath of a black man that doesn't
smoke crack and
I don't drink St. Ides (fuck that!) - Guinine draft, ganja, ganja, and my fuckin'
tech nine
~ 2Pac
0,5/10
Track 11: Don't You Trust Me
(4:55)
Produced by
Eminem
Ein Dido Sample im Chorus
übernimmt die Rolle der eifersüchtigen Freundin, während Tupac mit seinen drei
Strophen alle Stadien einer kriselden Beziehung durchmacht. Dabei sind
die Raps von einem wohltuend passenden Beat unterlegt, was allerdings nicht
heißen soll, dass dieser sich großartig von den anderen Productions Eminems
abhebt. Er passt einfach zufälligerweise, weil die Thematik des Songs den
langsamen Eminem Beats entspricht. In Verbindung mit dem Dido Sample führt das
dazu, dass sich der Song viel eher nach einem Eminem als einem 2Pac Song anhört.
Dazu noch die nicht perfekt erhaltene Tonspur der Tupac Vocals und schon ist der
Song nicht mehr allzu viel mehr wert als das restliche Album. Dennoch wäre es
wohl ein Singlekandidat, wenn Interscope vorhätte das Album zu promoten.
As soon as I leave the house you wanna page me
See you got me trapped, I'm goin' crazy, this is a slavery
You act like it's outrageous, give me space it will get better
Any maybe we will argue when we through with all these smarmy letters
~ 2Pac
5/10
Track 12: Hennessey
feat.
Obie Trice
(3:27)
Produced by
Eminem
Allerspätestens hier wird's abenteuerlich.
Eminem kommt mit einem Akkordeon bestimmten Polka Beat daher, der wohl bei Steve
Urkel für Freudensprünge sorgen würde. Allerdings muss auch gesagt sein, dass
Eminem das seltsame Konzept gut umgesetzt hat. Das Problem hier ist einfach,
dass 2Pac nun mal kein Gimmick Rapper, wie z.B. Eminem und seine Konsorten es
sind, war und man den Track daher schwerlich als 2Pac Song bezeichnen kann. Zu
dem kommt noch, dass wieder mal lächerlicherweise versucht wurde den Eindruck zu
erwecken Obie Trice hätte diesen Song mit Tupac aufgenommen, in dem man Tupacs
Wörter so zusammenschnitt, dass er z.B. "big ballin' ass nigga named Trice"
angekündigt oder Obie während dessen Strophe unterstützt. Nicht mehr als ein
Comedy Track.
Walkin' through the streets wearin' jewels, breakin' niggaz, fakin' moves
Even the cops can't stop us
My enemies flip when they see me drink a fifth of that Hennessey ~ 2Pac
3/10
Track 13: Thug 4 Life
(3:04)
Produced by
Eminem
Letzter "regulärer" Loyal To The Game Song - Gottseidank ist man fast versucht
zu sagen. Auch hier spiegelt sich wieder auf übelste Art und Weise das Dilemma
des Albums wieder. Der im Original smoothe old school Johnny J Beat ist
Geschichte und stattdessen gibt es eine Em Production mit erneut äußerst
schwachem Drumset, die bereits nach kurzer Spielzeit langweilt und zu keinem
Zeitpunkt authentisch wirkt. Zu dem entfernte man am Ende der beiden Strophen
jeweils einfach so zwei Zeilen, wobei es sich in der zweiten Strophe um einen
RIP Shout Out an Kato handelt. Allein die Tatsache, dass man einen persönlichen
RIP Shout Out aus einem Song nimmt zeigt doch, dass der Producer aber auch
wirklich gar kein Gespür für 2Pac hat.
Mobbin' like a motherfucker, stuck can you picture
Middlefinger out the window gettin' fucked off liquor
Gettin' loaded, can't control it
Nigga pass me the blunt and let me roll it ~ 2Pac
3/10
Soweit sind wir durch und haben es hinter uns. Wenn da nicht noch 4 Bonus Tracks
wären...
Bonus Track 1: Po' Nigga Blues feat.
Ron Isley (3:39)
Produced by
Scott Storch
2Pac erzählt in zwei Strophen die Leidensgeschichte eines verarmten Rebellen,
bleibt dabei aber keineswegs auf Standard Blues Niveau mit resignierenden
Lyrics, sondern bringt auch - wenn nicht unbedingt in einer politisch korrekten
Tonart - durchaus zutreffende Gesellschaftskritik mit ein. Dass 2Pacs
intelligente Lyrics erst nach so vielen Jahren offiziell zu hören sind, ist mir
bisher sowieso ein Rätsel gewesen. Erst recht wenn man sich vor Augen führt,
welche Reise der Song hinter sich hat. 2Pac schrieb den Song für Bay Area Rapper
The Govenor, welcher ihn auch veröffentlichte. Es folgen Remixes der 2Pac
Strophe für einen 3x Krazy Song und ein Remix von Shock G und Luniz Mitglied
Numskull, welcher aber unveröffentlicht blieb. Das "Just the Two of Us" Sample
des Originals musste hier komplett Scott Storchs sehr passendem Beat weichen,
was dem Song etwas mehr Innovation verleiht. Storchs Beat ist der erste wirklich
gute und passende Beat auf dem Album, obwohl - oder wohl eher gerade weil
- er nicht sehr viel Aufmerksamkeit für sich verlangt, sondern den Fokus auf
2Pacs Strophen und Ron Isleys himmlischen Backgroundgesang legt. Erster wirklich
gelungene Song und gleich ein sehr guter.
Crazy, I gotta work with what you gave me
Claimin' I'm a criminal when you the one that made me
They got me trapped in this slavery
Now I'm lost in this holocaust, headin' for my grave, G
I told Sam he could fuck the war
And got a busted jaw for sayin' "fuck the law"
And if you wonder why I'm mad, check the record
What's a nigga gotta do to get respected ~ 2Pac
9/10
Bonus Track 2: Hennessey Remix feat.
Edi & Sleepy Brown
(3:17)
Produced by
Red Spyda
Hier hört man das erste Mal deutlich, was man aus einem versauten Eminem Track
hätte rausholen können. Statt Polka gibt es typischen Westcoast Sound, der
natürlich sehr gut zu 2Pacs Style passt. Eine catchige Grundstruktur versüßt mit
einer sehr schönen Funkgitarre sorgt für das entsprechende Sommer- &
Partyfeeling, von dem das Album bisher absolut nichts hatte. Zu der bereits in
der ersten "Hennessey" Version verwendeten 2Pac Strophe gesellen sich hier Edi
und Sleepy Brown, wobei vor allem letztgenannter den Song ganz entscheidend
mitprägt. Edis Strophe ist viel zu kurz und folglich belanglos, während Sleepy
Brown mit seinem ultra smoothen Gesang den Chorus erheblich stärkt und auch noch
eine kleine, aber sehr feine Strophe einsingt. Viel besser könnte sich der Song
2004 mit diesen 2Pac Lyrics nicht anhören. Das einzig Negative bleibt, dass man
aus dem Rap Feature mehr hätte rausholen müssen und die Originalversion mit der
Live Squad und Thug Life uns verborgen bleibt.
I maintain in the game, in the gutter's where I still kick it
I'm tryin' to hustle up a mill ticket
I'm still wicked in my ways, a hustler till my dyin' days
Ain't nothin' wrong with gettin' paid, so nigga blaze ~ 2Pac
7,5/10
Bonus Track 3: A Crooked Nigga Too Remix
(4:03)
Produced by
Raphael Saadiq
Jetzt wird es ganz peinlich für Eminem. Raphael Saadiq beweist hier auf das
Übelste, wie viel Potential in "A Crooked Nigga Too" steckt; selbst wenn man den
Sound erheblich verändert und der heutigen Zeit anpasst. Statt beschleunigten
Vocals gibt es 2Pac in Normalgeschwindigkeit. Dazu ein richtiges Drumset, sehr
schöne Handclaps und einen sehr smoothen Chorus von Raphael Saadiq. Der Beat ist
eigentlich schon zu partybetont für 2Pacs sehr engagierte und wenig sorgfreie
Lyrics, so dass man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon
ausgehen kann, dass die Originalversion um einiges härter war. Aber wer will das
Mr. Saadiq zum Vorwurf machen, wenn sich das Endprodukt so gut anhört?
I got the whole place covered with loc'd out brothers
And nothin' but love for each other
So motherfucker make a motion
I give a fuck, slice you up and throw your ass in the ocean
Temperature's dropped
See it's cool to shot a nigga but they hate it when we pop the cops
That's when they gettin' petro
You better watch your step or you'll be left on death row ~ 2Pac
8,5/10
Bonus Track 4: Loyal To The Game Remix
feat.
Big Syke (4:20)
Produced by
DJ Quik
Wenn ich mich recht erinnere, dürfte dieser Song nach der UTEOT Version von
"Words 2 My Firstborn" erst der zweite offizielle Remix sein, in den Rapper
hineingemixt wurden, mit denen 2Pac schon zu Lebzeiten zusammen arbeitete; die
Outlawz natürlich ausgenommen. Dass dies nicht nur moralisch, sondern auch
musikalisch die sehr viel bessere Alternative als 50 Cent und Co. wäre beweist
dieser Remix ganz deutlich. DJ Quik bringt einen Beat mit, der wohl mit Abstand
als sein bisher dunkelster und unheimlichster einzustufen ist. Ein Pianosample,
das mit dem "Street Fame" von "Better
Dayz" zu vergleichen ist (nur besser ausgeführt) sorgt für
Gänsehautatmosphäre. Gleichzeitig ist der Beat genau das, was Syke seit Jahren
fehlt: Musik, die auf seinen Rapstyle passt. Syke wirkt endlich wieder einmal
richtig bedrohlich, was eigentlich mit seiner Killerstimme absoluter Standard
sein müsste. Dazu rundet der krasse Kontrast zu Lil' Quik und dessen in hoher
Stimmlage gerappter Strophe die sehr seltsame Atmosphäre des Songs ab. Ganz
abgesehen von dem bizarren Inhalt der Quik Strophe. Positiver Abschluss eines
leider verkorksten Albums.
Extaticed to see me lose, but paniced when I be smooth
I'm manic but I'm no fool, y'all rappin', I'm talkin' cool
And Columbine is not through, in Compton they shoot up school
To ridin' by to see whose, who cock the shotty, they cruise to
Rock the body blood oozes through
Tell his family that duce blue ~ DJ Quik
8/10
Als ich davon erstmals hörte, dass man plant nach
"Better
Dayz" ein 2Pac Album mit Vor-Death-Row-Material zu veröffentlichen
kam mir nur in den Sinn "hoffentlich versuchen sie es nicht auf modern zu
trimmen, sonst gibt es ein Desaster". Nun, genau dies ist "Loyal To The Game"
aber leider geworden. Während man bei "R
U Still Down" noch glücklicherweise darauf bedacht war die Song zum
Großteil im Original zu belassen und, wenn überhaupt, authentisch zu remixen, so
dass sich ein '93er 2Pac Song auch noch anhörte wie einer, spielt sich "Loyal To
The Game" wie Eminems ganz persönliches 2Pac Mixtape. Allein die Tatsache, dass
ich mich im Laufe des Reviews mehr mit Eminems Production als mit 2Pacs Raps
auseinandersetzen musste zeigt doch, dass bei "Loyal To The Game" so gut wie
nichts stimmt. Dass Eminem eine komplette Seite im Booklet bekommt ist ebenfalls
sehr außergewöhnlich für einen Executive Producer und dass Afeni in ihrem Text
mehr über Eminem als über Tupac spricht, lässt das Album endgültig geradezu
lächerlich wirken. Mit viel Wohlwollen abgesehen von vielleicht einem Song ("The
Uppercut") haben alle Tracks des Albums absolut nichts auf einem 2Pac Album zu
suchen; die anderen postum veröffentlichten Alben wie "UTEOT"
oder "Better
Dayz" miteinbegriffen. Das Album wird zu keinem Zeitpunkt 2Pac und
seiner restlichen Discographie gerecht. Selbst wenn man mit den "Nu-Mixx
Klazzics" gar nichts anfangen konnte, war das Death Row Release
keinesfalls so ernüchternd wie "Loyal To The Game", was einfach damit zusammen
hängt, dass es sich nur um Remixes handelte, während wir hier vielleicht nie die
Originalversionen zu hören bekommen werden und das Album, als vollwertiges 2Pac
Album veröffentlicht, einen deutlich höheren Stellenwert als ein Remix Album
haben muss.
Traurigerweise zeigen die vier Bonus Tracks, dass meine ursprüngliche Haltung
nicht ganz zutreffend ist. Denn Scott Storch, Red Spyda, Raphael Saadiq und DJ
Quik beweisen sehr wohl, dass das Album mit fähigen Produzenten, die sich ihrer
Aufgabe bewusst sind, richtig gut hätte werden können ohne dass es sich anhört
wie vor 10 Jahren aufgenommen. Die Bonus Cuts legen auf peinlich direkte Art und
Weise offen, dass man ein gesamtes 2Pac Album einfach mal so in den Müll
geworfen hat, um einen großen Namen als Producer mit dem Projekt zu beauftragen,
anstatt die richtigen Leute zu engagieren. Jeder, der nun immer noch behauptet,
es ginge hier um Tupacs Erbe und nicht ausschließlich um den finanziell
größtmöglichen Profit macht sich lächerlicher als es die Song dieses Albums
sind. So bleibt "Loyal To The Game" eine CD, die sich höchstens eingefleischte
2Pac Fans aufgrund ihrer vollständigen Sammlung kaufen sollten. Denn für vier
gute Bonus Tracks und ein hübsches Cover ist der Vollpreis von 17 Euro sehr
happig.
Gesamtwertung: 2/5