Ikone, Philosoph, Märtyrer.
Schwere Worte zieren das Cover von "Tupac Vs.". Bereits der Text auf dem Backcover macht klar, dass sich diese Dokumentation vor allem auf die Auseinandersetzungen Tupacs mit verschiedenen Leuten und nicht zuletzt sich selbst beziehen wird.
Erzählt wird der Film von einem Sprecher mit fesselnder Stimme, der uns allerdings wenig bis gar nichts Neues erzählt, was wir nicht schon in anderen Tupac Dokumentationen gehört haben. Auch die Gastsprecher wie Michael Eric Dyson und Leila Steinberg sind alte Bekannte und teilen uns logischerweise auch keine exklusiven Informationen mehr mit. Dyson versorgt uns immerhin noch mit ganz interessanten Hintergrundinformationen zu der Black Panther Bewegung, die vielleicht der ein oder andere Zuschauer noch nicht kannte.
Herzstück der Doku ist eindeutig ein Interview mit Tupac, das 1995 im Gefängnis kurz vor Tupacs Freilassung aufgenommen wurde. Tupac spricht darin u.a. über sein Verhältnis zu seiner Mutter, seinen Standpunkt zu "Thug Life" und seinen Erfahrungen im Knast. Tupac macht während des Interviews einen extrem ausgeglichenen und erstaunlich aufgeweckten Eindruck, wenn er uns z.B. von seinen Plänen einen Film zu schreiben erzählt.
Dass das Interview nur immer in kleinen Bruchstücken gezeigt wird ist sehr schade und ein großer Kritikpunkt. Es wäre erfreulich gewesen, wenn die Produktionsfirma das Interview ungeschnitten im Original in die Extras der DVD gepackt hätte, aber leider herrscht in dieser Rubrik gähnende Leere. Ca. 15, zum Teil schon lange bekannte, Tupac Bilder und uninteressante Filmmaker Bios erwarten uns bei den Special Features. Daumen runter dafür.

Generell gesehen kann "Tupac Vs." der Referenz der Tupac Dokumentationen "Thug Angel" bei weitem nicht das Wasser reichen. "Thug Angel" wirkt professioneller und ausgereifter und wird wohl auch bis zum Release von "Resurrection" die unbestrittene Nummer 1 der Tupac Dokus bleiben. "Tupac Vs." ist zu empfehlen für Leute, die noch keine Dokumentation über Tupac gesehen haben und langsam starten wollen oder eben Leuten, die unbedingt die Ausschnitte des interessanten Gefängnis Interviews sehen wollen.